Übernahme des Wohnmobils und der erste Campground

Der erste Wecker ging um kurz nach fünf. Wir mussten uns schließlich beide noch fertigmachen, alles einpacken und wollten noch entspannt frühstücken. Das Frühstück im Hotel (The Prince George Hotel) ist sehr zu empfehlen, haben wir dabei festgestellt. Und vergleichsweise günstig noch dazu. In einem deutschen Hotel dieser Klasse zahlt man locker das Doppelte, hat aber nicht immer diesen superaufmerksamen und freundlichen Service. Selten hat mir Trinkgeldgeben so viel Freude bereitet.

Pünktlich um 7:45 Uhr standen wir mit den Koffern und Taschen am Eingang und ebenso pünktlich war David da, der gutgelaunte Fahrer des CanaDream-Shuttles. Zusammen haben wir noch ein weiteres Paar abgeholt, sehr nette Briten auf ihrer zweiten Kanadareise. So war die eigentlich recht lange Fahrt raus zur neuen CanaDream-Location in Elmsdale doch recht kurzweilig.

Die Übernahme des Wohnmobils bei CanaDream

CanaDream-Station in Halifax (Elmsdale)
Die CanaDream-Station in Halifax (Elmsdale)

Vor Ort wurden wir von Conny begrüßt, die wir schon vor zwei Jahren in Whitehorse kennengelernt hatten. Damals lief einiges nicht so erfreulich, was insbesondere einer sehr späten Übernahme geschuldet war. Dieses Mal war es aber umso besser.

Conny hat sich sehr viel Zeit für uns und möglichst wenig Zeit für den Papierkram genommen. Alle Details am Fahrzeug wurden erklärt und es gab noch hilfreiche Tipps.

Wenn man schon ein paar Wohnmobiltouren hinter sich hat, sind einem die grundsätzlichen Funktionen ja nicht fremd und man muss nur wissen, wo alles ist. Wer auf seine erste Tour geht, sollte sicherstellen, dass er alles verstanden hat und lieber eine Frage zu viel als eine zu wenig stellen. In unserer Facebookgruppe tauchen immer mal wieder Fragen von Mitgliedern auf, die gerade unterwegs sind und Probleme mit Dingen wie der Frischwasserversorgung haben. Das dürfte nach einer ordentlichen Einweisung nie der Fall sein.

Reihe von Motorhomes bei CanaDream
Hier in Elmsdale ist genügend Platz für die CanaDream-Flotte. Unser Fahrzeug ist hier vorn zu sehen.

Die Ausstattung des Fahrzeugs war vollständig und zumindest teilweise nagelneu. Das galt leider nicht für die Handschuhe, die zum Dumpen verwendet werden sollen: Die hatten ein Loch, wie ich ein paar Tage später unangenehm feststellen musste. Ansonsten gab es aber absolut nichts zu meckern. Das Fahrzeug war perfekt sauber und auch unserem Wunsch nach einer zusätzlichen Decke wurde sofort entsprochen. So blieb uns nichts anderes übrig, als bei der obligatorischen Kundenumfrage am Ende ausschließlich Bestnoten zu vergeben – und zwar gern. Und unsere mitgebrachten Haribotüten hat sich Conny und das Team damit auch redlich verdient.

Der Super Van Camper (SVC)

Auf das Fahrzeug war ich besonders gespannt gewesen. Üblicherweise sind wir mit Truck Campern unterwegs, die wir bisher bei Fraserway oder CanaDream gemietet hatten. Dieses Mal wollten wir den Super Van Camper ausprobieren, von dem wir schon so viel Gutes von Kunden und von Mitgliedern unserer Facebookgruppe gehört hatten. Insbesondere das neue Modell sollte noch einmal besser sein, was Aufteilung und Platzangebot angeht.

Mit unseren hohen Erwartungen an das Fahrzeug kann man ja fast nur enttäuscht werden – das Gegenteil war aber der Fall. Mit dem SVC hat man ein vollwertiges Motorhome, nur ohne Alkoven, auf den wir gern verzichten, weil er im Zweifel nur die Aussicht stört und zu zweit nicht notwendig ist. WC und die großzügige Dusche sind getrennt und es gibt innen und außen Unmengen an Stauraum. Mit ausgefahrenen Slide-outs gibt es Platz satt, aber selbst eingefahren kann man sich überall gut bewegen, kommt auf die Toilette und an alle Staufächer und Schränke, was insbesondere beim Einkauf und kurzen Stopps praktisch ist.

Das Bett faltet sich beim Einfahren des hinteren Slide-outs selbst zusammen und beim Ausfahren genügt ein kleiner Stupser, um es aufzubauen. Steckdosen und USB-Ports sind reichlich vorhanden, sodass das Laden der vielen kleinen elektrischen Helferlein, die wir so mitführen, kein Problem ist. Die USB-Ports sind auch ohne Stromanschluss aktiv, die Steckdosen natürlich nicht. Da wir üblicherweise auf Campgrounds ohne Stromanschluss stehen, haben wir für die wenigen Geräte, die wir nicht per USB laden können, einen Spannungswandler mit, den wir an die 12-Volt-Steckdose in der Fahrerkabine anschließen können.

Damit komme ich dann auch zum bisher einzigen Negativpunkt des Fahrzeugs: Im Vergleich zum Truck Camper mit seinen klimatisierten, elektrisch verstellbaren Ledersitzen und der sonstigen Topausstattung, die wir bisher hatten, ist der Ford E450, der hier als Grundlage dient, eher spartanisch ausgestattet. Aber auch hier sind die Sitze bequem, die Anschlüsse und Ablagen reichlich vorhanden und man hat ein Entertainment-System mit Bluetooth, sodass man Musik über das Smartphone abspielen kann. Es ist also ein Klagen auf absolut hohem Niveau.*

Ich werde im Nachgang noch ein Special zu diesem Fahrzeug mit mehr Bildern und einem Video machen. Entweder hier oder auf CamperCo.de.

Der erste Einkauf

Nach der Übernahme kommt der Einkauf. Hier lief das sehr bequem, weil an der Einmündung zum Gewerbepark, in dem die neue CanaDream-Location liegt, gleich mehrere große Märkte zu finden sind. Wir haben fast alles direkt geradeaus im Atlantic Superstore und dem benachbarten Liquor Store besorgt und sind dann noch ein Gelände weiter zum Canadian Tire, Dollarama und zur Bank gefahren.

Das Fahrgefühl beim SVC ist deutlich weniger Pkw-like als beim Truck Camper. Aber nach einigen Metern hatte ich mich an das Handling und den deutlich größeren Wendekreis gewöhnt und konnte die ersten rund 100 Kilometer über Nebenstraßen zum ersten Campground richtig genießen.

Der Campground für die erste Nacht

Nach vielen positiven Berichten wollten wir uns den Campground in Murphy Cove ansehen, »Murphy’s Camping on the Ocean«, obwohl wir uns ja sonst von privaten Campgrounds eher fernhalten. Dieser hat aber einen besonderen Ruf und bei der Position auf der Karte bot es sich für uns an, dort die erste Nacht unserer Tour zu verbringen.

Wohnmobil auf Campsite in Murphy’s Camping on the Ocean
Unser Motorhome auf der Campsite für die erste Nacht. Das Foto wurde von der Nachbarsite aus gemacht.

Die Lage auf der kleinen Halbinsel am Atlantik ist wirklich nett. Und die abendliche Runde am Feuer mit frisch aufgesetzten Muscheln ist ohne Frage etwas Besonderes. Und zudem haben einige Sites einen tollen Ausblick aufs Wasser. Von denen konnten wir aber am Nachmittag ohne Reservierung leider keine ergattern. Wir sind dann auf Site 13 untergekommen, einem mehr oder weniger geraden Flecken am Waldrand. Genau dieser Waldrand wird den Spuren nach offenbar auch gern als Toilette genutzt. Da die Campsites neben uns an diesem Tag frei waren, haben die Besitzer des Campgrounds hier auch offensichtlich mindestens an diesem Tag noch nicht nachgesehen. Toilettenpapier am Rand der Sites wäre ihnen sonst sicher aufgefallen. Ich hatte eher das Gefühl, dass dieser Teil des Campgrounds nicht so sehr im Fokus der Besitzer liegt. An anderen Stellen mag das anders sein. Und auch, wenn ich sonst auch häufiger mal Hinterlassenschaften anderer aufhebe und entsorge – bei Toilettenpapier halte ich mich gern zurück.

Die Waschräume waren auch nur ziemlich sauber und hatten schon deutlich bessere Zeiten gesehen. Verglichen mit den Provincial Parks hier in Nova Scotia ist das Preis-Leistungsverhältnis des Campgrounds nicht gut und im Vergleich mit privaten Campgrounds, die wir in BC oder im Yukon besucht hatten, schneidet dieser auch nicht wirklich gut ab. In Schulnoten gebe ich eine 3–, ohne die Lage am Atlantik wäre das noch weniger.

Trotzdem hatten wir eine ruhige und angenehme Nacht auf unserem Stellplatz und einen schönen Sonnenaufgang.

Sonnenaufgang mit Spiegelung im Wohnmobil
Sonnenaufgang

*Wenn ich hier so ein Loblied über das Fahrzeug und die Übernahme singe, muss ich dabei eines klarstellen: Obwohl ich beruflich mit der Vermietung von solchen Wohnmobilen zu tun habe, handelt es sich bei diesem Trip um eine rein private Reise und ich habe insbesondere von CanaDream keinen Cent und keine sonstige Leistung dafür bekommen, dass ich sie in gutem Licht dastehen lasse. Wer andere Reisetagebücher von mir kennt, weiß, dass ich auch mit negativen Dingen nicht hinterm Berg halte. Wenn ich mich fürs Reisen bezahlen lassen würde, könnte ich nicht unabhängig berichten.