Vom blitzsauberen Salsman Provincial Park aus sind wir bei mal wieder strahlendem Sonnenschein aufgebrochen und weiter die Küstenstraße entlang gefahren. Tagesziel für heute war endlich Cape Breton – genauer: der Battery Provincial Park am Rand von St. Peter’s.
Tor Bay
Unterwegs winkte wieder ein Wegweiser an einen Strand. Tor Bay hieß der Abstecher, den wir hierfür fahren mussten. Der Umweg nimmt wegen der gewundenen Straße dorthin ein bisschen Zeit in Anspruch, lohnt sich aber durchaus. Es gibt mehrere Strandabschnitte und wir waren fast allein dort.
Der Atlantik war an der Stelle so einladend und die Sonne schon so warm, dass ich tatsächlich ein kurzes Bad genommen habe. Es war deutlich weniger kalt als ich dachte und selbst die erwartete Kälte nach dem Bad stellte sich nicht ein, sodass ich ohne Frostbeulen im Wind trocknen konnte. Schließlich hatte ich kein Handtuch bei der spontanen Aktion dabei.
Canso
Weiter an der Küste entlang geht rechts eine Stichstraße raus nach Canso. Weil das auf der Karte so groß eingezeichnet war, nahmen wir an, dass sich der nicht unwesentliche Umweg lohnen müsste und haben ein schönes Hafenstädtchen erwartet, in dem wir uns aus einer ganzen Reihe von Fischlokalen eines aussuchen könnten in dem wir zu Mittag essen können. Wer mit dieser Erwartung nach Canso kommt, wird allerdings enttäuscht werden. Zumindest ging uns das so. Eine schöne Hafenpromenade, die zu einem Spaziergang eingeladen hätte, haben wir ebensowenig vorgefunden wie eine Auswahl an Lokalen zum Essen oder Läden zum Stöbern. So haben wir gleich wieder umgedreht und sind zurück zur Straße Richtung Cape Breton gefahren.
Rüber nach Cape Breton
Vom Festland aus fährt man über einen künstlichen Damm nach Cape Breton, den Canso Causeway. Am Ende geht der in eine Drehbrücke über, die den Kanal überspannt, der weiterhin für die Verbindung auf dem Wasserweg südlich von Cape Breton sorgt, die durch den Damm unterbrochen wurde. Wir hatten das Glück, die Drehbrücke in Aktion zu sehen. Für ein winziges Fischerboot wurde der Verkehr für sicher 20 Minuten gestaut, was zu immensen Rückstaus in beide Richtungen führte. Wir selbst waren eines der ersten Fahrzeuge vor der Schranke und hatten gute Sicht und eh jede Menge Zeit. Weiter hinten hätten wir gar nicht gewusst, was vorn los ist und warum sich der Verkehr staut.
Hinter dem Causeway teilen sich die verschiedenen Highways und sonstige Hauptrouten auf, über die man mehr oder weniger schnell jeden Punkt auf Cape Breton erreichen kann. Wir hatten uns vorab entschieden, Cape Breton und auch später den Cabot Trail entgegen dem Uhrzeigersinn zu erfahren und so hat es sich angeboten, die erste Nacht auf der Insel im Battery Provincial Park in St. Peter’s zu verbringen. Dort hatten wir auch online schon eine Site für zwei Nächte reserviert, weil wir erst mal zur Ruhe kommen wollten. Bei einer Tour dieser Länge wollten wir uns den Luxus, mehrere Nächte an einem Ort stehen zu können, möglichst oft gönnen. Zudem sollte St. Peter’s ein nettes Städtchen sein und sogar in Gehweite vom Provincial Park aus, was man sonst nicht unbedingt erwarten kann.
Battery Provincial Park
Der Park hat uns nicht enttäuscht. Die Angestellten am Gate haben uns freundlich in Empfang genommen und sich in der Empfehlung für Campsites als Alternativen zur gebuchten Site fast überschlagen. Wir sind allerdings bei unserer Wahl geblieben bzw. sehr nah dran. Die Nachbarsite, mit der sich unsere die Einfahrt teilte, war nämlich noch schöner, war allerdings eigentlich als Tent Site ausgewiesen, also eine, die für Zelte geplant ist. In diesem Park sind allerdings auch die Tent Sites fast alle so großzügig, dass man selbst ein viel größeres Motorhome als unseres dort abstellen könnte.
Wir hätten auch in einem anderen Loop noch Sites mit Blick auf den Atlantik bekommen können. Die waren uns aber ein wenig zu windig und auch ansonsten zu wenig geschützt. Also direkt an der Fahrbahn des Loops und in der Nähe der Washrooms und der Dump Station, was generell zu mehr Verkehr führt. Wir haben gern unsere Ruhe und daher haben wir uns auf unserer Site sehr wohl gefühlt.
An diesem Tag haben wir nicht mehr viel anderes gemacht als das Wetter zu genießen, am Lagerfeuer zu sitzen und über die letzten paar Tage und die Planung der nächsten Tage zu sprechen.
St. Peter’s
Am nächsten Vormittag meldete sich über unsere Facebook-Gruppe der liebe Frank, der mit seiner Gudrun gerade in St. Peter’s war und nach ein bisschen hin und her im Messenger kamen die beiden auf einen Kaffee zu Besuch. Wir haben viel gequatscht und die Zeit flog nur so vorbei. Schön, liebe Menschen zu treffen, die man sonst nur beiläufig online kannte und die sich zudem noch gut auf Cape Breton auskennen. Ich selbst bin ja erst zum zweiten Mal da und beim ersten Mal war es auch eher der Schnelldurchlauf.
Nach dem Besuch haben wir uns zu Fuß nach St. Peter’s aufgemacht. Es gibt einen kleinen Trail, der von der historischen Schleuse ausgehend am Wasser entlang führt und von dem man aus später hoch zur Straße wechseln kann, um durch den Ort zurückzugehen. Genau das haben wir gemacht, mit einem Stopp für Seafood Chowder und Blueberry Bread Cake in einem Café und einem wohlverdienten Bier im Restaurant nebenan.
Vorher hat uns an der Schleuse »St. Peter’s Canal« aber noch der Park Ranger / Schleusenwärter (es handelt sich hier um eine der National Historic Sites von Parks Canada) einiges zur Geschichte der Schleuse, der von St. Peter’s, von Cape Breton, dem Bras d’Or Lake und nicht zuletzt zu seiner eigenen Familiengeschichte erzählt, die zumindest hier mit einem eingewanderten Deutschen begann, der eine Migmaq geheiratet hat. Die Sprachen haben sich allerdings wohl nie so ganz vermischt und so war an einem Punkt der Geschichte »wunderbar« ein Wort der Migmaq, wie er augenzwinkernd erzählte. Ich liebe es, wenn die Geschichte eines Ortes in Verbindung mit der Geschichte der Menschen von diesen selbst erzählt wird.
Der Tag war warm und wunderschön gewesen – mit ein wenig Bewegung, tollen Menschen und Eindrücken. Über dem Feuer am Abend haben wir uns noch Burger in einer gusseisernen Pfanne gebraten, die wir für nur 13 Dollar im Dollarama erstanden hatten. Eine der guten Investitionen unserer Einkäufe bisher und seitdem ständiger Begleiter unterwegs und beim heimischen Grillen.
Am nächsten Morgen haben wir in den blitzsauberen Waschräumen geduscht, nebenan zum ersten Mal gedumpt und uns noch eine Weile mit einem sehr netten älteren Herren unterhalten, der sich als der Greeting Guy vorstellte. Sein Job sei es, sich mit den Parkbesuchern zu unterhalten, ihnen Tipps zu geben und eine gute Zeit zu bereiten. Und hey, seinen Job hat er perfekt gemacht.