Die Ziele für die nächsten beiden Tage lauteten Louisbourg, Mira River, Sydney und die Ankunft im Cape Breton National Park.
Die Küstenstraße
Den letzten Einträgen war schon zu entnehmen, dass wir gern an der Küste entlangfahren und dort den Hinweisschildern zu Stränden folgen. Und so haben wir es auch hier gehalten. Statt von St. Peter’s über die Highways 4 und 22 auf dem vermutlich schnellsten Weg zum Tagesziel Louisbourg zu fahren, haben wir uns rechts möglichst an der Küste entlang gehalten. Das war in diesem Fall aber wohl nicht die beste Entscheidung.
Erster Stopp war Point Michaud Beach, ein Strand, der uns durchaus gefallen hat. Schuhe aus und ein paar Minuten am Wasser entlang laufen und die Luft genießen.
Der Rest der Küstenstraße ist uns allerdings nicht in guter Erinnerung geblieben. Abgesehen davon, dass es von der Straße aus eher selten einen Blick auf die Küste gab, weil sie teilweise bis zu 5 km im Landesinneren verläuft, war der Zustand der Straße ziemlich schlecht und die vielen (sehr sinnvollen) Geschwindigkeitsbegrenzungen ließen uns die Strecke ziemlich lang und anstrengend erscheinen. Bei der nächsten Tour wird es wohl eher wieder der Weg über den Highway sein, der uns von St. Peter’s am Ostufer des Bras d’Or Lake entlang Richtung Louisbourg bringt. Das hat auch den Vorteil, dass man mehr Wasser sieht, weil man oft und lange direkt am Seeufer entlangfährt.
Und bis vor einiger Zeit konnte man dort auch noch in Big Pond Rita’s Tea Room besuchen, das Café und Museum, das der Sängerin Rita MacNeil gehörte und ihrem Leben und Wirken gewidmet war und wo es ganz nebenbei eine herausragende Seafood Chowder gab. Der Tea Room ist mittlerweile geschlossen, eine kleinere Version davon gibt es aber nun wohl in Sydney. Dort werden wir bei der nächsten Tour sicher stoppen und schauen, ob die Seafood Chowder immer noch die gleiche Qualität hat.
Fortress of Louisbourg
Endlich am Highway 22 angekommen, sind wir diesem nach Süden an sein Ende gefolgt bis Louisbourg, wo wir uns zum Lunch erst mal im Lobster Kettle niedergelassen haben. Das Wetter war zu dem Zeitpunkt etwas wechselhaft, sodass wir nicht auf der Terrasse, sondern innen sitzen wollten. Das Essen war sehr lecker und die Preise gerade noch fair, bedenkt man die Lage des Restaurants. Immer ein gutes Zeichen: Es waren etliche Locals dort, meist gleich mit der ganzen Familie. In überteuerten Touristenfallen sieht man das eher selten.
Vom Lobster Kettle aus sind es nur noch wenige Kilometer zum Parkplatz des Fortress of Louisbourg. Das Fortress hatte in der Vergangenheit eine sehr wechselhafte Geschichte, die in dieser National Historic Site eindrucksvoll wiederbelebt wird. Genauer: Alles im Fortress ist auf einen fixen Zeitpunkt im 18. Jahrhundert eingerichtet. Man taucht richtig in die Geschichte ein. Leute flanieren in zeitgenössischer Garderobe durch die Straßen und in den vielen Häusern, die man betreten kann, findet man neben der Einrichtung eben auch die Bewohner, die nicht müde werden, immer neuen Besuchern Details aus ihrem Leben zu berichten.
Man kann sich dafür entscheiden, das Fortress allein zu besichtigen, es gibt aber auch besondere Erlebnisse zu buchen, wie das Abfeuern einer Muskete oder der Kanone im Hafen, was ich drei Jahre zuvor schon tun durfte. Aber es werden auch Führungen angeboten, was ich grundsätzlich empfehle, zumindest, wenn das eigene Englisch dafür ausreicht.
Der Eintrittspreis für diese National Historic Site lohnt sich absolut bei diesem Gesamterlebnis. Wer meiner Empfehlung folgt, holt sich für die Tour durch Nova Scotia sowieso einen Discovery Pass, also einen Jahrespass für die Nationalparks und hat damit auch freien Eintritt in die National Historic Sites, wie das Fortress of Louisbourg, die Halifax Citadel und die Alexander Graham Bell National Historic Site in Baddeck. Zusammen mit ein paar Übernachtungen in den Nationalparks rechnet sich das sehr schnell.
Mira River Provincial Park
Bei der Abfahrt haben wir uns in Louisbourg noch in einem kleinen Café mit frischem Kaffee für unsere Thermobecher eingedeckt und sind das kurze Stück auf dem Highway 22 zurückgefahren, bis zum Mira River Provincial Park, den wir uns für diese Nacht ausgeguckt hatten. Dort angekommen, haben wir am Gate erfahren, dass es an diesem Samstag schon sehr voll war und wir wohl keinen schönen Stellplatz mit Strom mehr bekommen könnten. Da wir aber auf Strom nun mal absolut nicht angewiesen sind, haben wir eine wirklich schöne, grasbewachsene Site direkt am Fluss bekommen, während die Stromjunkies sich auf der riesigen parkplatzähnlichen Fläche im Zentrum des Campgrounds gegenseitig auf der Pelle saßen und sich nicht zwischen Fernsehbild und Campfire entscheiden konnten. Uns hat der Abendspaziergang über die Insel Spaß gemacht, wir waren dann aber froh, auf unsere ruhige Campsite zurückkehren zu können.
Jeder, wie er mag. Aber wir bevorzugen die eher naturnahen Campgrounds/Campsites, die dann eben oft ohne Strom oder andere Anschlüsse auskommen. Mit ein bisschen Vorbereitung kann man auch bei einer mehrwöchigen Tour völlig autark sein, was den Strom angeht und Wasserver- und -entsorgung muss ich auch nicht direkt auf der Campsite haben. Dauercamper, die wochenlang an einem Ort stehen, haben da natürlich andere Ansprüche. Wir, die wir meist nur ein oder zwei Nächte an einem Ort stehen, brauchen das nicht und haben damit den Vorteil, eine viel größere Auswahl an Campgrounds zu haben und innerhalb eines Campgrounds auch oft auf den schöneren Sites zu stehen.
Wenn man ohne Stromversorgung trotzdem einiges an technischen Geräten betreiben möchte (Handys, Tablets, Laptops) oder Kameraakkus laden muss, braucht dafür ggf. ein bisschen Zubehör. Zur Stromversorgung unterwegs habe ich daher bei CamperCo ein paar Hinweise geschrieben. Die neueren Fahrzeuge sind aber auch meist schon großzügig mit USB-Anschlüssen ausgestattet, die von der Fahrzeugbatterie gespeist werden, sodass zumindest für das Handy jederzeit gesorgt ist. Von etlichen Anfragen weiß ich, dass viele meinen, ohne Stromanschluss nicht oder höchstens für eine Nacht auszukommen. Wir haben in dieser mehrwöchigen Tour unser Anschlusskabel kein einziges Mal ausgepackt.
Sydney
Am nächsten Morgen ging es nach Sydney, mit 30.000 Einwohnern die mit Abstand größte Stadt auf Cape Breton Island, das sonst eher von kleinen Communitys geprägt ist.
Wir sind dort ein bisschen durch die Stadt spaziert, unterbrochen von einem ausnehmend leckeren Lunch im Portside Beer Garden mit Livemusik zur Untermalung.
Aber nach Stadt war uns nicht – und ist uns auch selten während unserer Touren. Wir mögen Städte eher vor und nach der Tour, nicht währenddessen. Dann fahren wir sie höchstens an, weil sie eh auf dem Weg liegen und man dort mal wieder einkaufen kann. Genau das haben wir dann auch in Sydney ausgiebig gemacht, bevor wir Richtung Cabot Trail aufgebrochen sind.
Bei North Sydney ging es auf den Trans Canada Highway, der hier die Nummer 105 trägt. Und mit teils grandiosen Ausblicken kündigen starke Steigungen und Gefälle der Straße auch schon den Cape Breton National Park an, den man von hier schnell erreicht.
Cabot Trail
Durch den Nationalpark und noch weiter hier im Nordwesten von Cape Breton führt der berühmte Cabot Trail. Das ist eine rund 300 km lange Route rund um den Nationalpark und entlang an der Küste und ist ein absolutes Muss, wenn man in Nova Scotia ist. Der Cabot Trail gehört zu den Traumstraßen Kanadas.
Am Einstieg in den Cabot Trail aus dieser Richtung findet sich das Gaelic College. Dort wird die gälische Kultur, Musik und Sprache gepflegt und unterrichtet und das ist auch für Besucher interessant. Zum Beispiel kann man dort lernen, wie man einen Kilt faltet und kann ein paar Brocken Gälisch lernen. Die Qualität der Bestandswahrung der Sprache zeigt sich daran, dass Schottland mittlerweile Lehrer von hier importiert, die die Sprache besser sprechen, als man es in Schottland selbst noch findet, wo Gaelic ja lange verpönt war und fast untergegangen wäre.
Ganz in der Nähe findet sich übrigens ein toller Kajak-Verleih, North River Kayak. Wir sind zwar auf dieser Tour dran vorbeigefahren, ich hatte dort aber schon mal das Vergnügen einer geführten Tour mit selbstgebackenem Banana Bread in der Paddelpause und Livemusik am Ende, weil Angelo, der Besitzer, nicht nur ein guter Guide, sondern auch ein guter Sänger ist.
Middle Head
Auf dem Weg zum Broad Cove Campground, dem Nationalparkcampground, den wir uns für die nächste Nacht ausgesucht hatten, liegt nahe Ingonish das Middle Head, eine Halbinsel mit einem sehr schönen Hiking Trail mit lohnenden Ausblicken.
Man erreicht den Trailhead direkt neben der Keltic Lodge, einem Golfhotel in bemerkenswerter Lage an der schlanksten Stelle der Halbinsel. Ich erinnere mich von einer anderen Tour noch an ein tolles Abendessen, bei dem man aus den Fenstern auf beiden Seiten des Restaurants auf den Atlantik schaut. Wenn es zeitlich passt, sollte man hier ein Essen einplanen.
Wir haben dieses Mal nur den Parkplatz in der Nähe genutzt und sind den Middle Head Trail gelaufen, was sich wieder absolut gelohnt hat. Die Länge ist genau passend für eine längere Fahrpause.
Für die Nacht sind wir dann auf dem Broad Cove Campground untergekommen. Wir haben vorher noch im Visitor Center in Ingonish vorbeigeschaut und uns mit Infos für den Nationalpark eingedeckt. Eine Campsite haben wir nicht reserviert, was sich beinahe gerächt hätte. An diesem Sonntagabend im September, also schon außerhalb der Hauptsaison und nicht mehr am Wochenende, haben wir auf dem Campground tatsächlich die letzte freie Site bekommen, die für unser Fahrzeug geeignet war. Der Super Van Camper von CanaDream hat ja immerhin eine Länge von 27 Fuß und passt damit nicht auf jede Site.
Auf eine Firepit und damit auf das abendliche Campfire mussten wir auf dieser Site leider verzichten. Dazu hätten wir eine Site vorbuchen müssen, womit wir zu dieser Zeit nicht gerechnet hatten. Aber auch so war es ein schöner Abend nach einem wundervollen Tag mit tollen Eindrücken.