Wir fliegen von Frankfurt nach Halifax mit Condor. Nicht, weil das unsere liebste Airline ist, sondern weil wir uns so das Umsteigen sparen. Ob Condor in unserem Ansehen in diesem Urlaub noch steigen oder fallen wird, sehen wir später.
Nach Frankfurt müssen wir aber erst mal kommen und dafür haben wir uns Rail&Fly-Tickets mitbestellt. Wir fahren also mit der Bahn. Eine leichte Verspätung von 20 Minuten war unterwegs kein Problem, weil wir mal wieder einen großzügigen Zeitpuffer eingeplant hatten. Es hat sich aber wieder mal gezeigt, dass es sich unbedingt lohnt, sich Sitzplätze zu reservieren. Der ICE war gepackt voll und viele haben sich wohl verflucht, weil sie die paar Euro für die Reservierung sparen wollten. Sparen ist im Urlaub aber so gar nicht unser Ding und wir fangen bestimmt nicht auf dem ersten Teilstück der Anreise damit an.
Am Flughafen angekommen, konnten wir unser Gepäck recht schnell am Schalter von Condor loswerden. Es wurde die vollkommen sinnfreie Frage nach der eTA gestellt und zudem noch ein paar andere Fragen zum Zweck der Reise und zur Aufenthaltsdauer. Fragen, die ich sonst nur von der Einreise kenne. Ich hatte aber keine Lust auf Diskussionen, noch auf Scherereien, und habe mich mit meinem Unverständnis zurückgehalten.
Condor sorgt für Überraschungen
Am Gate schließlich die böse Überraschung: Ich habe gefragt, ob es das mir von Air Canada bekannte Pre-checking der Pässe am Gate gibt, was bejaht wurde. Also Pässe rüber, Boardingpässe auf dem Smartphone vorgezeigt und gedacht, alles sei gut. Mit den Pässen kamen dann aber neue Boardingpässe zurück. Dem habe ich nicht viel Bedeutung beigemessen, habe dann aber gesehen, dass wir statt unserer Plätze 13H und 13K plötzlich viel weiter hinten auf D und E sitzen sollten. Also auch kein Fensterplatz mehr. Nun hatte ich nicht umsonst weit im Voraus für schlanke 49,99 Euro je Platz eine Zweierreihe mit Fensterplatz reserviert. Also zurück zum Mitarbeiter am Gate und erst dann wurden wir aufgeklärt, dass die Maschine kurzfristig getauscht wurde. Statt der wohl verspäteten 767 gab es eine 757, die sonst höchstens als Touristenbomber auf Mittelstrecke eingesetzt wird, die aber gerade genügend Reichweite für FRA–YHZ hat. Eine angeblich sonst bereitstehende Ersatzmaschine hatte übrigens einen Defekt wegen Blitzeinschlags, wie der Pilot später noch mitteilte. Auch er klang von dieser Situation nicht so richtig amüsiert. Wir bekamen nach dem Protest dann doch noch einen Fensterplatz und den Mittelplatz einer Dreierreihen, allerdings noch weiter hinten in der dritt- oder viertletzten Reihe.
Die nächste Überraschung gab es dann nach dem Boarding: In guter 90er-Jahre-Manier gab es für die Bordunterhaltung nur Bildschirme in der Decke über dem Mittelgang statt des erwarteten Entertainment-Systems im Sitz und auch keine USB-Ports zum Laden von Geräten. Also war es nichts mit den Filmen, auf die ich mich gefreut hatte und die ich auch mit dem Premium-Entertainment-Paket extra gezahlt hatte. Hätte ich damit gerechnet, wäre es kein Problem gewesen, selbst noch am Flughafen das iPad mit Filmen zu bestücken. Kommunikation ist aber offenbar nicht die Stärke von Condor.
Die Crew hat versucht, das Beste aus der unerfreulichen Geschichte zu machen. Das lief dann aber auch nicht auf mehr hinaus als die Freundlichkeit, die ich bei solchen Flüge eh erwarte. Kostenlose Ohrhörer gab es aber für alle. Mit Kopfhörern sind wir allerdings bestens ausgerüstet.
Die Verspätung vom Abflug wurde unterwegs fast wieder aufgeholt und so sind wir mit 15 Minuten Verspätung nach einem weitgehend ruhigen Flug in Halifax gelandet. Bemerkenswert war noch, dass dies mein bisher kürzester Flug nach Kanada war, er mir aber am längsten von allen vorkam. Ob das die fehlende Boardunterhaltung war oder die sehr engen und unbequemen Sitze, kann ich nicht sagen. Meine beiden Sitznachbarinnen haben aber bestätigt, dass die Zeit ungewöhnlich langsam vergangen war.
Das klingt jetzt alles sehr missmutig. Tatsächlich haben wir uns aber nicht beschwert, sondern die Bedingungen genommen, wie sie eben waren – von der Forderung nach dem Fensterplatz mal abgesehen. Das Personal zu beschimpfen bringt nichts und die eigene Stimmung steigt dadurch auch nicht. Dass die Kommunikation am Flughafen so miserabel war, lag sicher nicht an den Mitarbeitern. Also kurz mit der Schulter zucken und sich auf die Zeit in Kanada freuen. Dass Condor später eine Beschwerde und die Forderung der Rückerstattung der Reservierungsgebühren plus Premium-Entertainment bekommt, steht ja auf einem anderen Blatt. Davon lassen wir uns aber nicht den Start in den Urlaub vermiesen. Kurz vor der Landung hat uns Nova Scotia dann auch mit atemberaubendem Licht begrüßt.
Ankunft in Halifax und Einreise
Die Einreise lief dank eDeclaration schnell und problemlos, auch dank der eDeclaration-App, auf der schon alle Angaben gemacht wurden, sodass statt der Auswahl der Optionen am Einreise-Kiosk nur noch der QR-Code gescannt und bestätigt werden musste und die Fotos zu machen waren, mit denen man dann zum Border Officer geht. Viele der sonst üblichen Fragen entfallen dabei, weil die schon in der App bzw. ohne die App am Kiosk beantwortet werden.
Später am Gepäckband dreht unser Gepäck schon seine Runden. Hat wohl auch was Gutes, wenn einen die Fluggesellschaft ungefragt ans Ende des Flugzeugs verfrachtet.
Für den Weg vom Flughafen nach Downtown Halifax haben wir uns ein Taxi genommen. So hoch ist der Aufpreis zum Shuttle nicht und wir hatten noch einen kleinen Plausch mit dem Taxifahrer, der uns beim Einsteigen auch gleich mal mit kaltem Wasser versorgte – ein toller Service. Wir haben inklusive Tip 70 Dollar gezahlt.
Das Hotel in Halifax
Das Hotel für die drei Nächte in Halifax war das »The Prince George Hotel«, nur einen Block von der Halifax Citadel entfernt und ein paar Blocks bergab zur Harbourfront bzw. zum Boardwalk, der unterhalb von Downtown die Harbourfront entlangführt. Rund um das Hotel gibt es dutzende Pubs und Restaurants aller Art und trotzdem ist es vergleichsweise ruhig. Das Hotel gehört nicht zu den billigsten in der Stadt, ist seinen Preis aber wert. Wir wurden sehr freundlich empfangen und haben nur kurz die Sachen aufs Zimmer gebracht, um in einem Irish Pub (»Durty Nelly’s«) noch einen Happen zu essen und einen Nachttrunk zu nehmen. Zu Hause war es immerhin schon drei Uhr morgens – fast fünf, bis wir wieder im Hotel waren.
Nach dem sehr langen Tag – 24 Stunden vom Wecker bis zur Nachtruhe – haben wir vergleichsweise lange geschlafen. Nicht zu früh ins Bett zu gehen, ist ein gutes Mittel gegen den Jetlag, der sich bei nur fünf Stunden Zeitverschiebung allerdings eh in Grenzen hält und in Ost-West-Richtung auch selten so schlimm ist.
Aktivitäten in der Stadt
Das Frühstück wollten wir in der Stadt einnehmen, wobei wir festgestellt haben, dass zumindest auf der von uns gewählten Route das Angebot recht übersichtlich ist. Wir sind zur Harbourfront runter und den ganzen Boardwalk entlang bis zum Farmer’s Market gelaufen, wo es dann endlich Frühstück gab. Nicht, dass es vorher gar keine Gelegenheit gab, aber es hat uns nichts so richtig angesprochen oder es war zu voll, wie zum Beispiel das Blue Nose II, in dem wir am nächsten Tag waren.
Im Farmer’s Market haben wir noch mehr Zeit verbracht. Wir lieben diese Märkte. Dieser ist zwar nicht zu vergleichen mit dem auf Granville Island in Vancouver, hat aber durchaus Charme und bietet viele lokale Lebensmittel und Kunsthandwerk und Spezialitäten aus vielen anderen Ländern.
Den Rest des Tages haben wir im Grunde damit verbracht, durch Halifax zu laufen, zu essen und zu trinken. Und nach einer angemessenen Pause im Hotel haben wir den Abend bei recht ordentlichem Essen, gutem Bier und Livemusik im »Old Triangle« beschlossen, einem Pub, das mir schon von einem früheren Besuch in guter Erinnerung war.
Am zweiten Morgen haben wir im Blue Nose II gefrühstückt. Ein einfaches Lokal (»family style«), ziemlich lecker und mit riesigen Portionen. Der Kaffee war allerdings aus und der Spinat als Beilage zu den Eggs Benedict ebenfalls. Mit dem Feiertag (es war Labour Day) hatte wohl niemand gerechnet.
Die Wartezeit auf das Essen war etwas länger als wir einkalkuliert hatten und so haben wir vor dem nächsten Programmpunkt gerade noch einen Kaffee auf die Hand nehmen können. Den haben wir uns in den Historic Properties an der Harbourfront besorgt. Toller Kaffee, sehr netter Service.
Bootstour
Und dann ging es knapp aber gerade noch rechtzeitig aufs Schiff. Schon von Deutschland aus hatten wir über CRD einen Trip mit Murphy’s Wharf gebucht, der als »Wildlife Tour« beschrieben ist. Zum Glück waren unsere Erwartungen an die 2,5-stündige Tour schon nicht allzu hoch im Bezug auf Tiersichtungen. So hielt sich die Enttäuschung in Grenzen, als sich das Wildlife auf ein paar Möwen und Seehunde beschränkte.
Immerhin hatten wir traumhaftes Wetter und hatten viel Zeit, die Küstenlinie von Halifax von der Wasserseite aus zu sehen. So war es im Grunde eine ausgedehnte Hafenrundfahrt, während der es auch interessante Details über Halifax und seine Geschichte zu erfahren gab. Dafür hätte allerdings auch eine Stunde gereicht.
Brauereibesichtigung
Nach der Tour gab es mit einer Lobster Roll und einem Donair für Halifax typisches Junk Food als Grundlage für die Brauereibesichtigung in der Alexander Keith’s Brewery in Downtown. Die Besichtigung kann ich tatsächlich sehr empfehlen. Neben dem Prozess des Brauens erfährt man noch vieles über die Geschichte der Familie Keith, der Brauerei und damit eng verbunden über die Geschichte der Stadt. Trocken bleibt man auch nicht und am Ende gibt es noch Livemusik. Eine kurzweilige Stunde.
Wir sind noch kurz zur Halifax Citadel gegangen, um von dort den Blick auf die Stadt zu genießen. Leider ist der wegen einiger hoher Gebäude gar nicht mehr so toll. Geschlossen hatte die Citadel eh schon. Den Besuch mussten wir anderen Aktivitäten opfern. Ich kannte sie ja schon und kann es jedem Geschichtsinteressierten nur ans Herz legen.
Den Abend haben wir mit leckeren Cocktails auf der Dachterrasse des Hotels verbracht. Tatsächlich ist der Zugang von der Level Bar dorthin ebenerdig, also aus der Lobby heraus. Trotzdem sitzt man höher als einige umgebende Gebäude, dank der Hanglage.
Der Abend war auch nicht zu lang, weil uns der CanaDream-Shuttle schon um 7:45 Uhr abholen sollte und wir noch zu packen hatten und in Ruhe frühstücken wollten.