Der Rest des Cabot Trails

Von Meat Cove geht es zurück auf den Cabot Trail und ein Abstecher nach Baddeck.

Am Morgen steht der Abschied von Meat Cove an. Es fällt uns trotz des starken Regens gestern tatsächlich ziemlich schwer, diese schöne Bucht mit unserer Campsite direkt am Rand der Klippe zu verlassen. Aber wir wissen, dass noch sehr viel Schönes vor uns liegt und so mischt sich mit jedem Abschied auch immer die Vorfreude auf das, was da kommen mag.

Nach dem ausgiebigen Regen der Nacht war ich mir unsicher, was die Fahrt auf den ersten paar Kilometern teils steiler Schotterstraße bringen würde. Aber die Sorge war unbegründet. Natürlich war die Straße deutlich rutschiger als auf der Hinfahrt, aber das ist bei angepasster Fahrweise wirklich kein Problem.

Der Cabot Trail im Nebel

Bei der Abfahrt hatten wir gutes Wetter, an den höheren Stellen konnten wir aber schon sehen, dass es sich nur um ein sehr begrenztes Vergnügen handeln sollte. Tiefhängende Wolken verhießen nichts Gutes. Und so war es dann auch: Als wir zurück auf dem Cabot Trail waren, war es mit der guten Sicht vorbei.

Unser Tagesziel sollte der Chéticamp Campground sein, ein Nationalparkcampground kurz vor der südwestlichen Ausfahrt aus dem Cape Breton Highlands National Park. Auf dem Weg dorthin wollten wir definitiv am Skyline Trail stoppen und diesen laufen, um die spektakuläre Aussicht zu genießen. Ich kannte ihn ja schon von einer früheren Reise und brannte darauf, ihn meiner Frau zu zeigen.

Das Wetter besserte sich aber keinesfalls und als wir am Skyline Trail ankamen, zeigte sich, dass es wohl wenig Sinn ergeben würde, ihn bei kaum vorhandener Sicht zu laufen. Wir sind direkt am Parkplatz vorbeigefahren und konnten ein Stück die Straße runter auch sehen, dass das eine gute Entscheidung war. Genauer: Wir konnten nichts sehen. Der Skyline Trail bzw. die verschiedenen Aussichtsplattformen und Treppen sind nämlich von der Straße aus sonst gut sichtbar, hier endete die Sicht aber nach wenigen Höhenmetern. Der Rest lag im Dunst.

Der Cabot Trail im Nebel
Der Cabot Trail im Nebel

Glück im Unglück

Zum Glück ist Chéticamp nicht weit vom Skyline Trail entfernt und so haben wir einfach mal auf besseres Wetter mit guter Sicht am nächsten Tag gehofft. Und da wir den Trail ja ausgelassen hatten, waren wir auch recht früh am Campground, was sich als großes Glück herausstellen sollte. Was wir nämlich vorher nicht wussten, war das besondere Angebot, das wir beim Einchecken entdeckten. Aber dazu später.

Wir haben uns erst mal auf unserer Campsite eingerichtet und da das Wetter zwar weiter oben schlecht war hier aber höchstens hin und wieder ein paar Tropfen fielen, sind wir den Trail zu den Salmon Pools gelaufen, der direkt auf dem Campground beginnt. Hin und zurück sind es gute 12 Kilometer, wir sind allerdings nicht bis zum Ende gelaufen. Es war jetzt nicht unbedingt das Highlight unserer Tour, zum Beinevertreten aber genau richtig.

Ausblick auf den Fluss von einem Aussichtspunkt am Salmon Pools Trail
Unterwegs auf dem Salmon Pools Trail

Learn-to-Lobster Boil

Nach dem Ausflug ging es dann zu einem der wirklichen Highlights unserer Tour. Wir hatten beim Einchecken das Angebot „Learn-to-Lobster Boil“ entdeckt. Das findet während der Saison mittwochs statt und man kann – wenn man einen der sehr wenigen Plätze ergattert – an einen Strand in der Nähe von Chéticamp fahren und trifft dort eine:n Nationalparkranger:in.

Plakat "Learn-to-Lobster Boil"
Das Plakat von Parks Canada mit dem Angebot „Learn-to-Lobster Boil“

Die Rangerin, die es in unserem Fall war, erzählte zuerst sehr informativ einiges über Hummer und die Tradition des Hummerfischens in Nova Scotia und im Anschluss bereitet man in der Kleingruppe (wir waren fünf Gäste plus die Rangerin) selbst seinen Hummer zu. Der Höhepunkt ist das gemeinsame Essen am Strand im Sonnenuntergang.

Wir hatten Glück, dass das Wetter sich mittlerweile aufgeklart hatte. Bei schlechtem Wetter wäre es ausgefallen. Es war zwar recht kühl, man konnte es mit der richtigen Kleidung aber gut aushalten.

Gleich zu Beginn musste das Wasser zum Kochen der Hummer aus dem Meer geholt werden. Also hieß es Schuhe und Socken aus und mit der Rangerin und dem riesigen Kochtopf ein Stück ins Meer gewatet, um den Kochtopf zu füllen. Perfektes Kochwasser, das noch nicht mal mehr gesalzen werden muss.

Während das Wasser auf einem großen Gaskocher zum Kochen gebracht wurde, gab es den informativen Part über die Hummerfischerei und über die Tiere selbst. Es war sehr interessant zu beobachten, wie der Respekt vor der Natur und den Lebewesen mit der Tradition des Fischens vermischt und wie viel Wert auf die Wertschätzung von beidem gelegt wird.

Als das Wasser bereit war, hat jeder aus der Gruppe seinen Lobster selbst in den Topf gelegt, was nicht allen leicht gefallen ist. Aber ich finde, man darf sich ruhig der Tatsache bewusst sein, dass ein Tier erst getötet werden muss, bevor man es essen kann. Am Ende der Kochzeit haben wir das Wasser dem Meer zurückgegeben und die Lobster wurden auf dem vorbereiteten Tisch am Strand serviert. Zusammen mit Butter und selbstgebackenem Brot. Natürlich gab es auch noch eine Einführung in das Zerlegen des Lobsters mit Tipps, wie man an die leckersten Bestandteile kommt. Das ist durchaus ein bisschen Arbeit, lohnt sich aber allemal.

Zwei Personen gießen Kochwasser zurück ins Meer
Nach dem Kochen: Das Wasser wird abgegossen.
Gedeckter Tisch am Strand mit Brot, Hummer, Wasser, Tee, im Hintergrund das Meer.
Hummeressen am Strand

Das Timing war perfekt, sodass die Sonne genau während des Essens unterging. Man konnte es sich nicht schöner wünschen. Was für ein wundervoller Abschluss des Tages.

Endlich der Skyline Trail

Am nächsten Morgen zeigte sich, dass sich das Warten gelohnt hatte. Das Wetter war traumhaft. Viel wärmer und ein wolkenloser Himmel mit toller Sicht. Wir sind bei der Abfahrt vom Campground noch zur Rezeption und haben eine weitere Nacht gebucht, weil wir noch ein bisschen Zeit hier an der Küste verbringen wollten und vor allem diesen wunderschönen Tag noch genießen wollten.

Bei diesem Wetter den Skyline Trail zu laufen, ist ein reines Vergnügen. Wir haben den längeren Weg gewählt, bei dem man sich zuerst rechts hält und zum Einen viel weniger Menschen auf dem Trail hat und zum Anderen noch an tollen Aussichtspunkten vorbeikommt. Die erhofften Elche, die in dieser Gegend durchaus nicht selten sind, haben wir aber trotzdem nicht zu sehen bekommen.

Ausblick auf Wald und Küste
Ausblick auf dem rechten Abschnitt des Skyline Trails

Wer am Ende des Trails ankommt, versteht, warum dieser Spot so beliebt ist und auf keiner Tour fehlen darf. Wir haben uns ziemlich lange dort aufgehalten und vor dem im Vergleich zum Hinweg kürzeren Rückweg viele Fotos gemacht und noch viel mehr Erinnerungen gespeichert.

Legofigur schaut vom Skyline Trail auf den Ausblick mit Küste und Meer.
Unser kleiner Reisebegleiter genießt mit uns den Ausblick vom Skyline Trail

Auf dem Rückweg haben wir noch an einer Bucht gestoppt und haben es uns in der Sonne noch eine ganze Weile gut gehen lassen. Wir waren vollkommen allein und haben es sehr genossen, dort zu sitzen, die Wellen zu beobachten, die Füße ins Meer zu tauchen und einfach den Tag vorbeiziehen zu lassen.

Bucht mit Kiesstrand mit Blick auf das Wasser im Gegenlicht
Kleine Bucht in der Nähe von Chéticamp

In Chéticamp haben wir uns dann noch mit leckerem Seafood verköstigen lassen und haben den Abend mit einem Feuer in der außergewöhnlich schönen Fire-Pit unserer Campsite ausklingen lassen. So gehen perfekte Tage bei einer RV-Tour.

Fire-Pit aus Stahl mit integriertem Parks-Canada-Logo
Sehr schöne Fire-Pit auf dem Nationalparkcampground

Baddeck

Am Morgen haben wir den Campground verlassen und sind dem Cabot Trail weiter nach Süden gefolgt. Dabei verlässt man den Nationalpark und bleibt bis Margaree Harbor an der Küste. Wir haben dort noch eine Weile gestoppt und einen Strandspaziergang gemacht. Strände sind immer wieder unser Highlight und fast immer einen Stopp wert.

Anschließend führt der Cabot Trail wieder Richtung Osten und damit ins Innere der Insel. Wobei ja das eigentliche Innere der Insel der riesige Bras d’Or Lake ist. Und genau an diesem See liegt auch Baddeck, dem wir an diesem Tag noch einen Besuch abgestattet haben. Das hübsche Städtchen ist sehr touristisch angelegt, sollte aber auf keiner Tour ausgelassen werden. Insbesondere die Alexander Graham Bell National Historic Site ist einen Besuch wert. Das Leben und Wirken von Alexander Graham Bell ist hier sehr liebevoll aufbereitet und wer die Chance hat, im Museum eine „White Gloves Tour“ zu machen, sollte sie wahrnehmen. Die Originaltagebücher dieses großen Erfinders in die Hand nehmen zu dürfen, war ein einzigartiges Erlebnis.

Die "Red Chairs" vor der Alexander Graham Bell National Historic Site mit Blick auf den Bras d’Or Lake mit dem Leuchtturm
Die „Red Chairs“ vor der Alexander Graham Bell National Historic Site mit Blick auf den Bras d’Or Lake mit dem Leuchtturm

Wir haben uns vor Ort noch ein Zweier-Kajak gemietet und sind ein Stück auf den See raus, haben Kidston Island, die Insel mit dem Leuchtturm, umrundet und sind anschließend noch Essen gegangen, bevor wir uns Richtung Süden aufgemacht haben, um im Whycocomagh Provincial Park auf einer sehr großzügigen Campsite für die Nacht einzuchecken – unsere letzte Nacht auf Cape Breton Island.

Campsite mit Motorhome und Picknicktisch
Campsite im Whycocomagh Provincial Park